von Pfarrer Thomas Tillman
An(ge)dacht: Gott liebt uns
Vielleicht können wir dieses Wort der Bibel nicht nur nachempfinden, sondern auch nachsprechen? – Ich verstehe ihn so:
Der Dichter schließt sich mit ein in die Worte, die er an die Bevölkerung von Jerusalem richtet – dass wir, Frauen, Männer und Kinder den schrecklichen Krieg und die Verfolgung überlebt haben und dass wir nicht gestorben oder wie andere verschleppt wurden hat seinen Grund in der Barmherzigkeit und Güte Gottes. Wir haben zu essen und zu trinken und erfrieren nicht in der Nacht, weil wir ein Dach über dem Kopf haben. Das zeigt doch, dass Gott da ist, nahe meinem Verstand und meinem Herzen. Zeichen seiner Güte und Barmherzigkeit ist der Anbruch des Morgens, ist der Aufgang der Sonne, der Beginn des neuen Tages – bei weitem keine Selbstverständlichkeit.
Ich denke an den Schüler, der mit hochrotem Kopf an der Tafel steht – und alle Schüler lachen. Ich denke an das Mädchen, dem ihres Aussehens wegen eines hässlichen Wortes hinterhergerufen wurde. Vielleicht waren wir selbst einmal dieses Mädchen, dieser Schüler. Ich denke an die Frau, die ihr ungeborenes Kind verloren hat, ihre Tränen, ihren Zorn, ihre Ohnmacht. Ich denke an den jungen Mann, der schwer erkrankt im Krankenhaus liegt nicht weiß, wie es weitergehen wird. Ich denke an die vielen älteren Frauen und Männer, nach denen nur selten, viel zu selten einer fragt. Die Kinder leben woanders. Und wenn sie in derselben Stadt wohnen, so haben sie doch oft keine Zeit für ihre Eltern.
Die Not, die uns Menschen so hilflos macht, so verzweifelt, ist so vielfältig wie das Leben. Was hilft uns weiter? Was richtet uns auf? Wer gibt uns die Kraft für den nächsten Schritt?
Dass Jede und Jeder, so wünsche ich es uns von Herzen, auf schöne Erinnerungen zurückschauen kann und dass es Menschen gibt, denen wir wichtig sind, die uns sogar lieben. Dies zeugt davon, dass Gott es gut mit uns meint. Dankbar sollten wir wahrnehmen und anerkennen, dass wir unser Auskommen haben und wir frei und selbstbestimmt über unsere Zukunft entscheiden können.
Richtig: da gibt es Vieles zu kritisieren und zu verbessern, aber das, was gut ist und uns ein relativ unbeschwertes Leben ermöglicht, das sollten wir doch einfach gelten lassen:
Gottes Barmherzigkeit hat kein Ende. Sie ist alle Morgen neu. Seine Treue ist groß. Gott ist nicht fern, auch nicht in unserer modernen Welt von heute. Die guten Erfahrungen, die wir immer wieder machen dürfen, zeigen uns, dass Gott weiterhin an uns Menschen und unserem Leben interessiert ist, dass er uns Gutes wünscht – so darf ich einfach sagen: Gott liebt uns.
Gott segne Sie.
Ihr Pfarrer Thomas Tillman